Vollversion / Der aufsteigende Drache und der begleitende Bär vs. den fallenden Adler und die falsche Taube.
Teil 1: Vernunftehen halten meist länger als Liebesehen
Die Kaufkurse der deutschen Aktien sind derzeit 10 bis 11 % niedriger als im Januar des laufenden Jahres, was damals niemand erwartet hätte, genauso wenig wie die Tatsache, dass russische Aktien inzwischen recht attraktiv wurden, von den relativ hoch rentierenden russischen Zinspapieren ganz zu schweigen. Derzeit treffen immer noch sehr günstige Finanzierungskosten und niedrige Aktienkurse aufeinander. Solange Zinsen und Aktienkurse nicht nachhaltig steigen, stehen die Sterne für erfolgreiche Übernahmen sehr gut, die für Gold und vor allem Silber stehen noch günstiger.
Eine Übernahmewelle mit guten Gewinnchancen könnte dem sich abflachenden Börsenboom neues Leben einhauchen. Viele Unternehmen verfügen über volle Kassen aus billigen Geldquellen.
Doch wohin sollen die hier gebundenen Mittel?
Im ersten Quartal fiel eines auf. Selten gab es in der deutschen Industrie Phasen mit so viel Firmen-Übernahmen und Übernahme-Offerten. Und wenn man die Finanzpresse aufmerksam liest, fällt weiterhin auf, dass sich hier ungewöhnlich viele Chinesen im Übernahme-Schlachtgewühl tummeln.
In früheren Jahren haben die Vertreter des Reiches der Mitte grosse Teile Afrikas und Rohstoff-Firmen der Entwicklungsländer aufgekauft. Doch der sich dahinter verbergende Rohstoff-Hunger klang inzwischen etwas ab. Heute versuchen die weit im Voraus denkenden China-Männer vor allem mitten im Westen domizilierte Unternehmen aus dem Bereich der Hochtechnologie mit möglichst vielen Patentrechten und hohem technischen Know-How zu erwerben. In den USA wurden zahlreiche solcher Versuche wegen der «nationalen Sicherheit» schlicht verboten. Im EU-Raum ebenfalls, allerdings mit anderen Begründungen.
Dennoch ist der Vormarsch der fleissigen und findigen Unternehmen aus Fernost nicht aufzuhalten. Allein in Deutschland erwarben sie im Jahre 2017 deutsche Unternehmen im Gesamtwert von rund 14 Milliarden Euro. Und sie kauften nicht den Möbeltischler gleich um die Ecke von einem abgehalfterten, matten Hartz 4 Empfänger, oder den Tante-Emma-Laden in der Nachbarstrasse, von einer wegen Gicht aus dem Berufsleben widerwillig ausscheidenden Oma. Jeder einzelne Kauf wurde lange vorher sorgfältig recherchiert. Jeder Kauf füllte für China einen zwar kleinen, aber sehr nützlichen Baustein in Chinas rasch wachsenden Hightech-Gebäude. Zwei kleine Beispiele zur Illustration: Der Luftfahrtzulieferer Broetje Automation und die Roboterfirma Kuka. Der Versuch, Aixtron zu übernehmen, schlug allerdings fehl.
Die gottgleich über der EU schwebende EZB sieht steigenden Aktienmärkten mit grosser Freude zu. Dies gilt als das glänzende Markenzeichen ihres «Erfolges». Stürzte die Börse ein, stellte sich sofort die Frage nach Sinn und Nützlichkeit der EZB und ihres Halbgottes Draghi auf dem Eurothron mit seiner inzwischen etwas eng sitzenden Nullzins-Krone.
Wem nützen seine Machenschaften?
Dem ganz grossen Geld, den Reichen und Superreichen, denn die Hartz 4 Gemeinde ist in Börsenkreisen äusserst schwach vertreten. Draghi pumpt weiter Geld ins Finanzsystem und daher lohnen sich Übernahmen auf Pump; zumal, wenn man die zur Finanzierung notwendigen Mittel zu einem Zinssatz von 1 bis 2 % erhält.
Ein solches Umfeld kommt natürlich den übernahmewütigen Chinesen sehr zustatten. Man pflanzt, wenn das Währungs-Bewässerungssystem rieselt. Und nicht in der Trockenzeit.
Ein weiterer Faktor kommt den Chinesen zu Hilfe: Die «Squeeze-Out»- (also Ausquetschungs-) Regeln. Oft zeigen sich einige Klein-Aktionäre widerborstig und weigern sich, ihre Aktien abzugeben. Fehlen dem neuen Grossaktionär 2, 3 oder sogar 4 % des Grundkapitals, dann kann er «die Kleinen» zu einem Zwangsverkauf drängen, um sie «hinaus zu quetschen». Hierzu muss ein Gutachten erstellt werden, welches den Wert des Unternehmens ermittelt. Dies kann Jahre dauern und kann angefochten werden. Die schlauen Chinesen vermeiden lästige Verzögerungen dieser Art, wie auch Gerichtskosten und Rechtsstreit. Sie bezahlen in der Regel sofort und freiwillig einen Aufpreis und besitzen dann 100 % aller Aktien. Können oder werden nun die Chinesen alle Aktien-Unternehmen und Patente der westlichen Unternehmen künftig einfach so übernehmen, so wie die Kunden in einem zivilen Notfall oder einer ausbrechenden Hyperinflation alle Regale eines Supermarktes einfach leer kaufen?
Wollen vielleicht, aber können nur scheibchenweise, denn der finanzielle Aufwand, den Westen technologisch schlicht käuflich zu erwerben, übersteigt selbst die Möglichkeiten Chinas. Ausserdem würden die Preise überproportional steigen, genau wie auf dem Kartoffelmarkt (zieht die Nachfrage stark an und die Bauern beginnen zu horten, steigen die Kartoffelpreise). Und dann müssten auch die Verbote aller Art noch überwunden werden. Die Pressemeldungen, denen zufolge Brüssel oder die Europäische Kommission sich im Falle dieser oder jener geplanten Übernahme durch die Chinesen querlegt, häufen sich. Und dann kommt noch der nicht zu unterschätzende Selbsthilfereflex der Chinesen entspannend hinzu. Die Anzahl der Neugründungen mit bahnbrechenden neuen Ideen, viel Mut und Risikobereitschaft, aber wenig Startkapital (die sog. «Startups)» häufen sich in Fernost. Auch Microsoft, Apple, Amazon und eigentlich alle der heutigen global agierenden Multimilliarden-Dollar-Unternehmen waren einst Startups. Auf jeden Fall schaffen von denen es allerdings nur wenige bis zum Weltruhm.
Aber je mehr Startups über die eine Volkswirtschaft verfügt, umso grösser wird der «Komposteffekt»:
Überzieht man ein Feld oder einen Garten mit einer 5 cm dicken Kompostschicht, bringt dies dem Bauern oder Gärtner, pauschal gesprochen, Erfolg; ohne auf das Einzelschicksal dieser oder jener Pflanze, sprich, in unserem Falle Einzelfrma, eingehen zu müssen.
Und hier wirkt der Westen müde und abgekämpft. China dagegen breitet eine dicke Kompostschicht aus. Und setzt noch etwas Kunstdünger drauf. Kann man den Internet-Meldungen glauben, kommen auf ein neues Startup in Deutschland 267 neue Startups in China und viele davon im Hightech-Bereich. Geht dieses so weiter, hat Amerika in 20 Jahren immer noch ein Silicon Valley, China aber vielleicht 25 Silicon Valleys. Im E-Auto Sektor führt China jetzt schon die Welt. Andere Sektoren werden folgen. Es geht schon lange nicht mehr um ein paar billig produzierte Drahtrollen, Profilkanten, Nieten oder Dünnbleche. Sondern um Hochtechnologie-Erzeugnisse der ersten Wahl. Wäre es nicht denkbar, dass in 20 oder 25 Jahren die Chinesen keine westlichen Patente mehr kopieren oder stehlen müssten, sondern sich westliche Unternehmen gezwungen sähen, neue Technologie und Know-How in China klauen zu müssen? Doch bis dahin ist selbst der Mann mit den lila Haaren nicht mehr im Amt und kann seine «10-Billionen $ an Strafgeldern pro Jahr als Diebstahlsentschädigungs-Forderung von den Chinesen» nicht mehr durchsetzen, und mit Waffengewalt schon gar nicht. Ob sich bis dahin der feierlich erklärte Handelskrieg über einen Währungskrieg bis zu einem Heissen Krieg steigerte, bleibt der Zukunft überlassen.
Doch die westlichen Machthaber, allen voran der US-Präsident, haben noch einige Pfeile im Köcher, die sie gegen China oder ganz allgemein das konkurrierende Ausland abschiessen können. Erinnern wir uns an den Präsidenten mit dem Geburtsnamen Rosenfeld, der 1933 per Verordnung (Executive Order), alle Banken vorübergehend schloss. Und eine Unterschrift später seinen Landsleuten ihr privates Gold konfiszierte. Seither haben seine Amtsnachfolger vielfach Vermögen nach der gleichen Methode eingezogen, von Ländern wie von Kuba, Vietnam, Irak, Iran, Syrien, Nordkorea, Libyen und verhängten Sanktionen gegen zahlreiche andere Länder, darunter Russland, einfach per Unterschrift unter eine Verordnung.
Der erste «Feind», der vorbildlich enteignet wurde, war natürlich Deutschland. Dieses freche Hungerleiderland konnte seine fiktiven «Kriegsschulden», ausser mit vertrockneten Steckrüben, nicht bezahlen. Daher wurde das «Feindenteignungsgesetz» 1917 blitzschnell durch beide Häuser in Washington durchgepeitscht. Die schwere Hand der Wall Street legte sich zunächst auf die Bayer AG. Der nahm man das Welt-Produkt «Aspirin» und alle finanziellen Rechte darauf für immer weg. Ein guter Anfang!
Müssen für derart diktatorische Verordnungen Senat und/oder Repräsentantenhaus zustimmen? Nein, überhaupt nicht!
1917 trat also das Feindenteignungsgesetz in Kraft und Bayer wurde enteignet. Seither hat der Präsident die absolute Macht wie ein Diktator, was Fremdvermögen und fremde Finanzen betrifft. Wer genau als «der Feind» oder als «fremd» bezeichnet wurde, als man dem eigenen Volk sein Gold wegnahm, blieb bis heute ungeklärt. Bürger mit Gold, also mit einem Stück privater Freiheit in den Händen, sind eben immer «Feinde» des regierenden Regimes. Die Höchststrafe auf Goldbesitz waren übrigens satte 10 Jahre Zuchthaus, soviel war der Grossraub den goldgierigen Wall Street Gangstern wert.
Doch das alles genügte bei weitem nicht. 1977 wurde eine viel schärfere Fassung des Gesetzes ins Leben gerufen: Das IEEPA (in Worten das International Emergency Economic Powers Act; also das internationale Notfalls-Enteignungs-Gesetz lTWE, welches der Präsident jederzeit nutzen kann). Urplötzlich maßt sich der Präsident «internationale» Rechte an. Damit darf er ganze Banken schliessen und alle ausländischen Finanzvermögen, plus Gold, per Federstrich kassieren. Er kann alle finanzielle Transaktionen, gleich welcher Art, blockieren. Und alles Vermögen oder Eigentum, wie Fabriken oder Büros oder Konten, beschlagnahmen. Wenn das jetzt in den Fällen Russland und China zur Anwendung käme, und es fehlen nur noch wenige Zentimeter, dann entspräche dies einem Atomkrieg im Finanzwesen.
Der «nationale Notstand», auf den sich Trump berufen kann, ist schon dann erreicht, wenn Ungleichgewichte im Aussenhandel bestehen, was derzeit der Fall ist. Auch wenn Arbeitsplätze Richtung Ausland verloren gehen, wie das schon seit Jahrzehnten läuft, ist das ebenfalls ein «nationaler Notstand».
Allen europäischen oder ausländischen Unternehmen, die mit dem sanktionierten Russland oder mit China Handel treiben, droht die Enteignung all ihrer Vermögensteile in den USA. Fabriken, Büros, Konten, Labors, Gebäude, Patente, Dividenden, Aktien, Festverzinsliche, kurz alles, was irgendeinen Wert hat, kann eingezogen werden. In den USA scheint nichts «ausländisches» mehr sicher zu sein, ganz gleich ob es sich um physisches aber auch geistiges Eigentum handelt, wie ausländische Schiffe im US-Hafen oder fremdländische Flugzeuge auf dem US-Rollfeld. Geistiges Eigentum allerdings, was die Chinesen angeblich in gewaltigen Massen stehlen, soll durch Peking mit 10 Bilionen $ pro Jahr entschädigt werden. Dies trifft ganz nebenbei nicht nur die Chinesen. Südkorea beispielsweise liefert den USA die meisten Waschmaschinen und Deutschland die besten Autos. Eine fremdenfeindliche Isolationspolitik verscheucht alle alten Freunde und schafft neue Feinde.
Die zentrale Frage aber bleibt im Raum stehen: Wann springen die Saudis, als wichtigstes Schlüsselland, vom Dollarzug ab? Anders gefragt: Wann kommt der Petro-Yuan? Oder noch genauer, wann stürzt der Dollar vom bereits stark aufgeweichten Nullzins-Thron mit seinen längst matschigen grün bedruckten Papierfüssen in die grosse Jauchengrube der Zeitläufte ab? Über 600 ungedeckte Papierwährungen haben dieses im Laufe der Jahrhunderte bereits getan. Zu ihrer Zeit galten sie, genau wie der Dollar heute, als «unsterblich». Doch mit der Unsterblichkeit ist das so eine Sache.
Man muss sich fragen, wie lange sich die übrige Welt diese Art von globalem Grössenwahn einer arroganten Quasi-Bananenrepublik noch gefallen lässt. Und wie lange sie den grössten Exportartikel Amerikas, also den Dollar, noch akzeptieren will. Beginnt die Welt den Dollar abzulehnen, muss dieser durch einen neuen «Inland-Dollar» ersetzt werden, um das Land physisch und finanziell-funktionsfähig überhaupt noch am Leben zu erhalten. Dieser kommt alternativlos; der Analyst CB Willie nennt ihn, vorausschauend, den «Scheissdollar». Dieser wird mit Sicherheit binnen etwa 3 Jahren die Finanzbühne betreten. Dies käme einer gewaltigen Währungsreform, sprich Enteignung der Amerikaner, wie auch der ausländischen Dolllar-Halter gleich. Was dies für die Kaufkraft von Gold und Silber bedeuten würde, könnten selbst bärenstarke Naturen heute schon, wie auch dann, nur mit einem heftigen Schwindelanfall plus Notarzt-Anforderung quittieren.
Teil 2: 5555 Tonnen Gold vom Winde verweht – und Drachen sind stärker als Adler
Um die Situation der gegenseitigen Drohungen, Strafzoll-Maßnahmen und Gegenmaßnahmen zu verstehen, muss man sich über Folgendes im Klaren sein: Im Grunde brauchen sich die zwei Supermächte, denn keiner kann ohne den anderen leben – wenn schon nicht in einer Liebesehe, dann notgedrungen in einer Vernunftehe.
Wie man aus dem täglichen Leben weiss, halten Ehen vom letzteren Typ ohnehin länger. China füllt die US-Geschäftsregale mit Massen einigermaßen funktionsfähiger aber sehr billigen Waren, die das de-industrielle Amerika zu diesen Preisen nicht produzieren und liefern kann. In diesem Bereich liegt übrigens der gravierende Unterschied zwischen der Schweizer und der chinesischen Industrie.
Zurück zur Geschichte dieses langen, tiefsitzenden Streites der zwei Giganten: Ende der 90er Jahre lieferten amerikanische Quellen etwa 2000 mit Wolfram verfälschte Goldbarren (angeblich 20 Tonnen) an die Chinesen (dies wurde von den westlichen Medien totgeschwiegen; bis heute nichts zurückgenommen oder finanziell ausgeglichen).
Einige kleinere Transportflugzeuge mit Goldladungen Richtung China stürzten einfach spurlos ab, «verschwanden vom Bildschirm», oder «gingen mysteriöserweise verloren». Gerüchte über Versicherungen, die China angeblich nicht bezahlt hätte, und über Urkundenfälschungen machten die Runde und dass es daher keinen Versicherungsschutz geben könne. Schätzungen zufolge gingen China auf diese Weise etwa weitere 20 Tonnen Gold verloren, die sich dann angeblich auf mysteriöse Weise in irgendwelchen Wall Street Kellern wiederfanden.
Dann legte Peking US-Bonds vor, die durch Gold abgedeckt waren. Diese Forderung wurde von müde grinsenden Beamten des US-Schatzamtes zurückgewiesen – mit der Begründung, «die Bonds wären zu alt»; und schon hatten die die fleissigen Chinesen 55 Tonnen Gold weniger als ihnen zustand, dank Tricks und semi-krimineller Machenschaften. So etwas fördert die Freundschaft zwischen Partnern.
Aber nach diesen kleinen Nadelstichen folgte der grosse Hammer, der nach Art und Umfang nebst Konsequenzen erst 2005 an die Oberfläche drang und nachgärte. Der Finanz-Halbgott Alan Greenspan schaffte es während seiner Amtszeit, Peking per Vertrag 5000 Tonnen Gold abzuluchsen. Sie waren geleast, also ausgeliehen, und als vertragliche Sicherheit diente die US-Steuereinnahmen in Form von sog. «Makro-Bonds». Wall Street brauchte diese Menge, um über die damalige Börsenkrise, wie auch die Immobilienkrise, hinweg zu kommen. Die letzte Ratenzahlung auf diesen Vertrag leistete Washington 2015. Das wars dann wohl. Man hatte den Chinesen feierlich versprochen, das Gold zur Überwindung der Doppelkrise einzusetzen, denn der Aussenwert des Dollars sei in Gefahr und dann drohten China als dem grössten globalen Dollar-Halter empfindliche Verluste. Das müsse man doch unbedingt einsehen, insofern nütze das Gold-Leasing direkt und indirekt der Welt und auch China selbst. Peking sah das a) ein und b) seine 5000 Tonnen Gold nie wieder. Man hatte ein kleines Bauernopfer gebracht und den Chinesen ein grosses Bankgebäude überschrieben, aber das änderte im Wesentlichen nichts. Das Gold diente der Goldpreisdrückung, wanderte teilweise in Richtung der armen, notleidenden US-Bullionbanken, in die ganz dunklen Keller der Wall Street und in die leeren Regale von Fort Knox. Chinagold Adé – Abschied nehmen tut weh!
Der etwas umstrittene, lilafarbige Trump hat Schwierigkeiten, die obstinate und widerborstige Haltung der verprellten Chinesen zu verstehen, denn schliesslich begingen seine Vorgänger, und nicht er selbst, all diese Untaten. Aber nach dieser Betrugsserie kann man Peking nur zu gut verstehen. Doch zu all dem handelten die westlichen Medien getreu ihrem Leitsprichwort «Reden ist Silber, doch Schweigen ist Gold» (im Falle des chinesischen Mega-Goldbetrugs durch Washington wiegt das Schweigen ca. 5555 Tonnen).
Eine weitere Teufelei der «fremden Teufel» geschah im Rahmen der Übergabe der Kronkolonie Hongkong. Im allgemeinen Durcheinander hatte die Führung in Peking etwas die Übersicht verloren, da jeder der Mächtigen versuchte, sich zwei- und dreistellige Immobilienprojekte zu ergattern. So fiel es nicht weiter auf, dass sich britische und amerikanische Grossbanken langlaufende «Sonderrechte» vertraglich zuschreiben liessen. Hierzu gehörten grosse Steuerprivilegien und fast ungebremste Kapitaltranferrechte. Hier entstand ein Schlupfloch, dass diese Banken jahrelang schamlos ausnutzten. Milliarden an Yuan und Dollar flossen hier aus China heraus und die Banken verdienten sich nicht eine, sondern gleich fünf goldene Nasen an dieser Kapitalfluss-Autobahn (sie wurde mittlerweile gesperrt).
Die chinesische Oberklasse und sogar zahllose Funktionäre nutzten diese Lücke und schafften riesige Vermögensteile in den, wie sie damals glaubten, «sicheren Westen». Inzwischen kehrte sich dieser Abflusstrend teilweise in einen Zuflusstrend um. Ein mir bekannter und nicht gerade bettelarmer Chinese erläuterte mir in Vancouver die dahinterstehende Logik. Er nutzt seine doppelte Staatsbürgerschaft völlig legal und korrekt aus (Kanada erlaubt seinen Anwohnern, im Gegensatz zu den USA, so viele Staatsbürgerschaften, wie sie wollen). All seine Geschäfte, Konten und Transaktionen hat er wieder nach Hongkong zurückverlegt. Erstens erhält er in China Zinsen und zweitens bezahlt er in Kanada insgesamt 30 bis 35 % an Steuern, während ihm China etwa 15 % abnimmt. Bei seinen Millionen an Umsätzen geht es hier um mehr als nur um ein mageres Taschengeldchen.
Sollte Trump beginnen, mit Beschlagnahmungen, Schliessungen, Blockierungen und Enteignungen, zu Lande und zu Wasser und in der Luft, auf Flugplätzen und in Häfen, den finanziellen Atomkrieg auszulösen, kann man nur hoffen, dass Peking nicht mit gleicher Münze heimzahlt. Dies würde dem Welthandel schaden, an dem Chinas Anteil ständig wächst.
Wie empfindlich oder verletzlich ist China, falls der gute Trump seine finanzielle Atomwaffe tatsächlich zünden würde?
Zunächst einmal lautet hier die entscheidende Frage, wer verträgt Einschränkungen und Mangel besser?
Auf der einen Seite die verweichlichten, wohlstandsgemästeten, voll klimatisierten Amerikaner, die wöchentlich zwanghaft zwei Mal zum Psychiater rennen müssen, mit ihren 4 Autos und 5 Computern wie auch 6 Handys pro Familie, mit einer glatt funktionierende Telefonverbindung zum Broker sowie mit fünf tiefgekühlten Kisten Coca Cola in der Garage, und ihren bitteren Klagen über ihre widerliche, lebensbedrohliche Parkplatznot?
Oder aber auf der anderen Seite, die an Entbehrungen gewöhnten Chinesen. Bei denen sich das Leben im Notfall um ein Säcklein Reis, etwas Wasser und um den nächsten Job dreht?
Wie könnten die Chinesen auf einen solchen finanziellen Atomschlag reagieren? Die durch Pekings Strafzölle entstandene Lücke in der Lieferung amerikanischer landwirtschaftlicher Produkte (wie Soja) hat Brasilien bereits dankbar gefüllt. Und Russland, sowie der Iran, sorgen für den ungehinderten Ölzufluss und kaufen dafür Gold in Shanghai. China hat viele Freunde – und die USA schaffen sich immer mehr Feinde.
Die Welt beginnt Widerstand gegen die Dollar-Herrschaft zu leisten. Der führende Analyst Folker Hellmeyer spricht von einer «Debasierung des Dollarsystems» – viele Länder planen den Absprung von der Weltleitwährung, also des Dollars, »wegen seines Missbrauchs als politische Waffe». Die realpolitischen Gegebenheiten ändern sich rapide. China führte im März 2017 noch 9,2 Millionen Tonnen Öl pro Tag ein. Im April 2018 aber bereits 41 Millionen Tonnen Öl am Tag. Bezahlt wird in Yuan und nicht mehr mit Dollars. Das Gewinsel der amerikanischen Ölkonzerne und Grossbanken ist bis in die Dünenlandschaften der Zentral-Gobi zu hören und treibt die dort hausenden Skorpione aus ihren Ritzen heraus. Aber jeder erhält am Ende immer das, was er verdient.
Peking würfe zunächst als erste Gegenmaßnahme im Notfalle einer offenen Handelsschlacht seine Billionen an US-Schatzbriefen auf den Weltmarkt, was eine globale Panik aller anderen Schatzbrief-Halter auslösen würde – und wenn bei einem Theaterbrand alle gleichzeitig durch den Ausgang drängen, entsteht nicht nur Geschrei, sondern auch Verstopfung und bedauerlicherweise auch einige Zerquetschte. Zu letzteren möchte aber niemand gerne gehören, nicht einmal «auf Krankenschein». Die Summen sind viel zu gewaltig, als dass sie einige befreundete westliche Zentralbanken kollektiv absorbieren könnten – auch nicht der IWF mit seiner neuen Kunstwährung, den «SDRs». Was den Dollar und auch den Petrodollar betrifft, jubelt die Pharmaindustrie – und zwar mit hohem Praxisbezug: Der Beruhigungsmittelbezug der Wall Street Etagen und der sprunghaft ansteigende Schlafmittelverbrauch der Mitarbeiter, die tagsüber pfundweise Beruhigungspillen auf allen Stockwerken ihrer glänzenden Derivate-Wolkenkratzern hektisch schlingen. Aber Goethe tröstet in Bezug auf den Dollar:
Denn alles was einmal entsteht,
ist wert, dass es zugrunde geht.
Der Chef von Goldman Sachs dürfte sein Türschild ergänzen von «Hier wohnt Gott» mit dem Nachsatz «Aber der Pabst gibt jetzt in Peking Audienzen».
Amerika will seine Dollar- und Weltherrschaft behalten, und Trump muss vor seinen Wählern als super-erfolgreiche Ikone glänzen. Peking geht es weniger um einen Handels- oder Währungskrieg, sondern hat völlig andere vitale Interessen. Die kommunistische Partei gerät mit ihrer Herrschaft in Existenznot und in akute Lebensgefahr, liefert sie nicht die Notwendigkeiten des täglichen Bedarfs – und vor allem Jobs und noch mal Jobs. Bloß keine internen Streitigkeiten im Machtgefüge der Eliten, und vor allem keine sozialen Unruhen, vor denen die roten Partei-Eliten insgeheim zittern.
Da werden ungute Erinnerungen an Tiananmen Square wach, die zwar schon rund 30 Jahre zurückreichen, aber für die Führung von traumatischer Natur sind. Auch im Westen wurden die schmerzhaften Einzelheiten des Massakers vielfach publiziert, doch was erst jetzt bekannt wurde: Armee-Offiziere weigerten sich damals, und zwar im ganzen Land und nicht nur in Peking, auf die protestierenden Massen zu schiessen, oder schiessen zu lassen. Sieben pensionierte Generäle und sogar ein ehemaliger Verteidigungsminister, flankiert von hunderten hoher Offiziere, verfassten ein Schreiben an Peking mit dem sinngemäßen Inhalt: «Wir haben eine Volksarmee, die dem Volk gehört, aber wie kann eine Armee des Volkes auf das Volk schiessen oder protestierende Bürger platt walzen?» Studenten und einfache Arbeiter boten damals den Soldaten Reis und Wasser an, und erklärten den Uniformierten ihre Probleme.
Es gab hunderte von Degradierungen, eine Reihe von Einweisungen in Umerziehungslager und sogar einige Todesurteile. Doch der Schock in der Führung sass tief. Was? Kein blinder Gehorsam in den eigenen Reihen? Es gab allerdings kein Blutbad, wie es ein solches unter Führern wie Stalin oder Mao sicherlich gegeben hätte. Ein General erklärte: «Ich möchte lieber enthauptet werden, als dass ich in die Geschichte als ein Metzger meiner Mitbürger eingehe.» Das war mehr als deutlich. Und genau diese Haltung fürchtete die Führung in Peking damals – und fürchtet ihre Wiederkehr auch heute.
Fazit
China steigt zum Hightech-Land auf – und seine Währung zur Weltleitwährung; und ist als die erste Grossmacht weder militärisch, noch wirtschaftlich vom Westen in die Knie zu zwingen. Es ist hoch gerüstet und hat das mächtige Russland sowie die übrigen BRICS-Länder als Bundesgenossen auf seiner Seite. Das Land strebt den Petro-Yuan und eine Teil-Golddeckung seiner Währung an. Seine Goldvorräte belaufen sich, laut Schätzungen, privat und staatlich addiert, auf das drei- oder vierfache der offiziell angegebenen amerikanischen Goldreserven. Die wirtschaftstragende Mittelklasse, die ja 75 bis 80 % aller Arbeitsplätze schafft, ist in China zahlenmäßig stärker als die gesamte amerikanische Bevölkerung zusammengenommen. Dagegen wirken die USA mit ihren weiter steigenden Handels- und Haushaltsdefiziten, sowie internen Streitereien, schwach und abgekämpft. Mit den Schuldenproblemen wird eine Kommando-Wirtschaft viel leichter fertig als eine zerfaserte sog. «Demokratie», wo es nur noch ums «Verteilen» geht, und wo jeder nur noch «Rechte» und «Ansprüche» hat, aber keine Pflichten. China hat im letzten Jahrzehnt mehr Teer-Strassen gebaut als Amerika seit seiner Gründung 1776 bis heute! (Und das ist erst der Anfang.)
China, zusammen mit seinen benachbarten Satellitenstaaten, wurden zum Produktionszentrum der Welt. Amerika, zusammen mit London, verbleiben als das Finanzzentrum der Welt – mit verfallenden Bankgebäuden, unbezahlbaren und immer weiterwachsenden Schulden, und Trillionen Dollars an Derivaten, deren Zusammenbruch alleine ausreichen, das verkrebste westliche Finanzsystem garantiert sterben zu lassen. Der Sparer erhält keine Zinsen; das allein entspricht einem völlig zerfressenen Finanzkörper. Der Westen hat sein Bankwesen in ein gigantisches Spielkasino verwandelt. Es wird nur noch mit unvorstellbaren Summen gewettet, aber fast nichts mehr real geschaffen. Die verfaulten Terminmärkte aber sind im Prinzip in China und Russland verboten – hier wird nicht gewettet, sondern produziert und Gold gesammelt, als gäbe es kein Morgen!
Der Westen lebt im falschen Film. Man denkt, plant und handelt, wie man es tat, als man noch ein paar kleine Bananrepubliken, oder Ölländchen, gewaltsam unterwerfen oder kolonisieren wollte (wie es früher üblich war). Täglich wird auf die ungeheure Macht der 11 US-Flugzeugträger und auf tausende von NATO-Kampfbombern verwiesen. Doch die Russen und Chinesen zittern und erbleichen nicht, sondern lächeln nur matt. Die Zukunft wird nicht mit immer neuen Flugzeugträgern ,Drohnen und Raketen gewonnen, sondern mit frei verfügbarem, schuldenfreiem Kapital und gewinnbringenden Mega-Investitionen. Und davon werden hunderte von Billionen $ allein in die neue Seidenstrasse fliessen. Allein dieses grösste Infrastrukturprojekt aller Zeiten wird China zur Nummer Eins im Rang der Weltmächte hinauf katapultieren.
Die Zeiten der Weltherrschaft der Dollar-Drucker und des Missbrauchs durch die US-Finanzeliten gehen ihrem Ende entgegen. Die Phase der Herrschaft der Finanzen weicht der Herrschaft der Produktion und des sinnvollen Sparens mit Zinsen und des anschliessenden sinnvollen Investierens – flankiert von einer gesunden Währung, in der Gold und Silber wieder die Rolle spielen werden, die sie seit Jahrtausenden gespielt haben. «Geld» ist dann kein leeres Versprechen mit Ausfallrisiko mehr, sondern hat inneren Wert («intrinsic value») und gilt in allen Ländern der Welt, ohne teure Wechselbanken und Strafzölle.
Die Chinesen bauen in den Entwicklungsländern Häuser, Strassen, Brücken, Minen, kleine Fabriken, Schulen und Anlagen zur Rohstoff-Verarbeitung. Das kommt dort gut an. Denn der verarmten Bevölkerung wird dadurch Arbeit und Brot sowie ein Kleinstunternehmertum gegeben. Der Westen bringt Entwicklungshilfe-Geschwafel und klopft sich im dummen Stolz eines Gutmenschenschwachkopfs selbst auf die Brust – das kommt bei Unterentwickelten gar nicht gut an, da ein Grossteil in den Taschen der wenigen Reichen, Politiker und lokal Mächtigen versickert. Der Westen schwafelt (was hat denn die Entwicklungshilfe des Westens ausser Flüchtlingsströmen und weiterer Verarmung wirklich gebracht?) weiter selbstgefällig, doch China hilft real.
China glaubt an Produktion, Zinsen und Sparen, und an den Schweiss der Götter, also Gold und Silber. Und an sich selbst, und dass seine Zeit gekommen ist. Der Westen glaubt an Schulden, Nullzinsen, Flugzeugträger, ans Sozialamt und an den Schweiss der Gelddruckmaschinen.
Fazit vom Fazit
Jägersprache: Amerika liegt abgemattet am Boden! Trump versucht es aufzumüden, doch vergeblich: Die Verletzungen des amerikanischen Adlers sind schon zu schwer. Dem chinesischen Drachen dagegen strömen neue Lebenskräfte entegegen – und Drachen sind im Ernstfalle eben nun mal stärker als Adler.
Fusballsprache: China vor, noch ein Tor!
Empfehlung/Vorbereitung: Das tun, was die Millionen der armen Inder und Chinesen tun; das Sammeln des spottbilligen Silbers. Selbst Rentner können sich eine oder zwei Münzen oder einen kleinen Barren im Monat leisten.
Freunde von mir kehrten von mehrwöchigen «China-Touren» zurück und sind hellauf begeistert von der Infrastruktur, den Menschen, dem Tempo der unglaublichen Aufbau-Arbeit, der Zuversicht, dem Optimismus, der Kommunikation, den parallel entwickelten Kapital-Transfersystemen – und sie befreiten mich stückweise vom klebrigen Gespinst der westlichen Medien-Lügereien. Ein kleines Beispiel: Im Westen liest man, dass es Millionen leerstehender Wohnungen und Gebäude gäbe, die als «totes Kapital» nichts brächten – eine dummdreiste Lüge! Denn diese Bauten sind mehr als überfüllt und wegen der übergrossen Nachfrage und des Andranges sind die Mieten sehr hoch und die Kassen der Vermieter sehr voll.
Zum Nachdenken: Amerika hat in seiner Geschichte schon viele Länder besetzt (wie Deutschland) und kolonisiert – China kein einziges.
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Mit freundlichen Grüssen,
Hans J. Bocker
© Prof. Hans-Jürgen Bocker
www.profbocker.ch
Bildquellen:
http://www.jrcl.org/english/L2091-2100.htm
http://hebrewvisionnews.blogspot.ch/2014/05/american-eagle-russian-bear-chinese.html