Wenn der Name «Russland» fällt, laufen Unternehmer, Investoren und normale Stimmbürger rasch in Deckung – zumindest gedanklich. Neben Trump ist Putin und sein Umkreis die Quelle allen Übels.
Der üble Putin verhalf angeblich dem noch übleren Trump zum Sieg, schaltete durch seine Manipulationen die engelhafte Clinton per Hackerattacken aus, hackt seither Tag und Nacht fast alle westlichen Webseiten und Server rund um die Uhr weiter. Sein Land ist längst pleite und sein unglückliches Volk lebt noch unter dem Niveau von Griechenland. Täglich rotten sich Millionen hoch Unzufriedener zusammen und demonstrieren wie von Sinnen gegen seine Gewaltherrschaft, die russische Volkswirtschaft hängt einzig und allein vom Ölexport ab. Allerdings bleibt es auf absehbare Zeit (Jahrzehnte) der grösste Exporteur von Erdgas und der zweitgrösste von Öl (nach den Saudis).
Die Vorräte an braunem Gold gehen aber rasch zu Ende, genau wie Putin und sein lächerliches Ländchen. Überall im Westen wimmelt es von russischen Spionen – in der Wirtschaft, im diplomatischen Dienst und in der Politik, vor allem aber im Internet, wo das böse Moskau jedes westliche Wahlergebnis zu seinen Gunsten beliebig manipulieren kann.
Nach dieser Melodie jedenfalls beten die westlichen Medien ihre tägliche Anti-Russland Litanei wie einen Rosenkranz herunter. Und in Anbetracht des gewaltigen NATO-Aufbaus an Russlands Westgrenzen wagt es dieses elende Russland auch noch aufzurüsten. Aber denen werden wir es schon noch zeigen. Die ohnehin schon massiven Sanktionen, die bisher Deutschland ca. 700 000 Arbeitsplätze kosteten, müssen massiv verschärft werden. Am besten überhaupt kein Handel mehr mit diesen furchtbaren Russen und dem dreisten Putin treiben. Auf dass den Deutschen dann sofort 53 % ihrer Primär-Energie fehle und diese dann etwa doppelt so teuer aus den USA ersatzweise eingeführt werde. Oder vielleicht noch mehr Ökostrom zum vierfachen Preis von Atomstrom generieren. Was der Staat vom Einkommen noch übrig lässt, kriegen dann die Grünen. Es geschieht Putin ganz recht, wenn die deutsche Wirtschaft endlich mal kaputtgeht. Ausreichende Dummheit muss ja schliesslich hart bestraft werden.
Die zahlreichen Berichte ausländischer Touristen, die viele Aspekte des modernen Russlands loben und ihrer positiven Überraschung auf vielerlei Weise Ausdruck verleihen, werden von westlichen Medien totgeschwiegen. Derlei positive Meldungen sind alles Verschwörungstheorien oder Hirngespinste halb-Dementer. Russland ist und bleibt ein unfähiges Ärgernis in der Medienlandschaft. Dass die angeblichen Clinton-bezogenen «E-Mail-Lecks» nicht von den Russen stammten (wie in den Medien immer wieder ausgewalzt wird), sondern von Anhängern des von der Wahl schwer enttäuschten Bernie Sanders bzw. dessen Anhängern stammen sollen, scheint inzwischen erwiesen (siehe auch Wikileaks). Dass Washington die Russen als nützliche Verbündete brauchte, und zwar im Streit gegen China, was Währungskriege, Schützenhilfe für den Dollar, Handel und Sanktionen gegen Nordkorea betrifft, geht als politische Notwendigkeit im überlautem Medienlärm völlig unter. Doch inmitten all des pausenlos immer weiter aufgeblasenen Medien-Krawalles gegen Russland wird nicht minder pausenlos übersehen, dass das grösste Land der Welt über gewaltige Rohstoff-Ressourcen verfügt.
Gott sei Dank trifft die spöttische Bezeichnung «Marx-Bankrottistan», wie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion üblich, längst nicht mehr zu. Es könnte sogar als das attraktivste Entwicklungsland der Welt ohne weiteres jeden strengsten ökonomischen Prüfungsprozess mit Glanz bestehen. Es verfügt über ein jährliches GDP von rund 1,4 Billionen $, mit 145 Millionen Bürgern, und gilt damit als die zwölftstärkste Volkswirtschaft der Welt. Dagegen fallen Länder wie Taiwan, Spanien, Australien, Mexiko und Indonesien im Vergleich, wie auch andere als «attraktive Entwicklungsländer für Investoren» geltende Volkswirtschaften, deutlich zurück. Wenige wissen, oder wollen gar nicht wissen, dass der Verschuldungsgrad mit vergleichsweise lachhaften 17 % im globalen Vergleich als «hoch solide» einsam im Raume steht. Immerhin stehen andere Länder wie die USA mit 120 %, China mit wahrscheinlich über 500 %, Deutschland mit 130 %, Frankreich und Japan mit je 250 % und England mit etwa 90 %, sowie Griechenland mit 350 %, deutlich schlechter da. Bräche die nächste globale Schulden- oder Finanzkrise im November aus, würde man von vielen Ländern in den Medien hören, nur nicht von Russland. Vielleicht wäre die Berichterstattung über Liquiditätsprobleme dann weniger zirkushaft, sondern eher ausgewogen – vielleicht sogar beschämt.
Hinzu kommt die starke Stellung im künftigen Goldmarkt. Sollten die Edelmetalle, wie sehnsüchtig erwartet, eines schönen Tages den ganz grossen Sprung in ihrer Kaufkraft machen und der Dollar seine weltweite Führungsrolle mehr oder weniger winselnd abgeben (und beides ist keine Frage des «ob», sondern nur des «wann»), stünde Russland an der Stelle des zumindest drittgrössten Goldproduzenten der Welt (vor China, Australien, den USA, Südafrika, Kanada und kleineren Lieferanten). Die Goldproduktion gehört seit etwa 90 Jahren, rein fördertechnisch, zu den modernsten der Erde. Die gehaltenen Goldreserven können nur geschätzt werden (die Schätzungen liegen im Bereich von 9 000 bis 10 000 Tonnen an physischem Gold), was in etwa der Hälfte der geschätzten chinesischen Lagermengen entspräche.
Geopolitisch (Machtbasis) steht das Land an dritter Stelle nach Amerika und China, vor allem was modernste Rüstung und Verteidigungsfähigkeit betrifft. Diese Vorstellung passt so gar nicht zum düsteren Standardgemälde, was westliche Medien täglich von diesem «kleinen unbedeutenden wirtschaftlichen Hinterwasser» täglich aufs Neue entwerfen.
Paradox ist, dass im Moment zwei Frauen über die grössten Geldmengen der Welt an zentraler Stelle gebieten. Frau Janet Yellen (links) steht der FED als Nachfolgerin Bernankes vor und Frau Elvira Nabiulina (rechts, ohne sündhaft teuere Halskette) herrscht als Vorstand der Zentralbank Russlands und befiehlt über das gesamte Vermögen im Reiche Putins, also über Devisen, Gold und andere Teile des Staatsschatzes. Sie trat ihren Posten im Jahre 2013 an und lagert wahrscheinlich etwa 1800 Tonnen Gold und geschätzte 4 Billionen $ an Devisen bzw. Papier- und Digitalgeld in diversen Währungen. Ihr Hintergrund wird nicht durch eine weltberühmte amerikanische Spitzen-Universität geschmückt, sondern sie graduierte, höchst profan, von der Moskau-Staatsuniversität. Wer von den beiden Damen länger, und am Ende erfolgreicher, über ihr Finanzimperium regieren wird, muss die Zukunft zeigen. Gerüchte wollen wissen, dass Trump die Yellen im kommenden Jahre austauschen möchte, allerdings bleiben bis dahin die rund 5 Billionen $ an Schundpapieren weiter in der FED-Bilanz stehen. Doch Putin scheint mit seiner Elvira höchst zufrieden zu sein. Sie kann nicht über eine schundige Bilanz klagen. Putin überlässt ihr das Steuerhaus für Finanzen und Gold unbesehen. Kein Wunder, dass Elvira in den führenden britischen Medien als die «Nummer Eins unter allen Zentralbankern der Welt» auserkoren wurde.
Natürlich hacken sich die Russen in amerikanische Computersysteme, denn das haben sie von ihren amerikanischen Gegenspielern offenbar sehr erfolgreich gelernt. Nicht umsonst gilt die Nation als «das Volk der Schachspieler», und diese lernen rasch von Zügen und Strategien der Gegner. Von den Lehren der grossen Monetaristen und von Keynes als den Papst der rettenden Staatsverschuldung hält man in Moskau nicht viel. Man baut lieber Pipelines nach China und kauft vom Export-Erlös Gold in Shanghai, oder man versucht sich im Bau neuer Erdgaspipelines in Richtung Westeuropa. Den massiven Einbruch der Ölpreise 2014/15 hat Moskau erstaunlich gut verkraftet – der von den Wall Street Planern erhoffte Zusammenbruch der russischen Wirtschaft blieb aus (die Exporte von Holz, Chemikalien, Leichtmetallen und auch seltenen Erden boomen). Ganz im Gegenteil, seither gelang es Elvira bis heute weitere 250 Milliarden $ anzuhäufen. Sie verkaufte klammheimlich amerikanische Wertpapiere und tauschte deren Gegenwert nicht minder klammheimlich in China in Gold um. Das Verhältnis von Gold zur Wirtschaftsleistung errechnet sich derzeit zu etwa 6,2 % (mit diesem Grad an Sicherheit ist Russland rund drei Mal so gut wie die USA). Die Vermutung liegt nahe, dass die gute Elvira regelmässig die Webseite Goldseiten.de liest und den dort zu findenden Ratschlägen folgt. Sie träumt von einer Neuordnung des Weltfinanzsystems, in dem Rubel, Yuan, Gold, und nicht zu vergessen Silber (von dem Russland ebenfalls grosse Vorräte lagert), als Stützbalken fungieren. Wann das neue grosse Bretton Woods endlich stattfindet und neue Fundamente für das globale Finanzsystem legt, weiss niemand genau, aber in Russland und China hofft man auf eine Zeitspanne von etwa 3 Jahren. Bis 2020 sollte alles gelaufen sein und die Edelmetalle dürften wichtige Stützpfeiler das neue System mit-tragen helfen.
Sollten sich die Ölpreise weiter erholen, dürften sowohl russische Aktien, wie auch der Rubel, von dieser Erholung deutlich profitieren. Schon heute zeichnet sich eine Diversifikation weg vom Öl und hin zu Landwirtschaft, verstärkten Rohstoffexporten, Holz, Chemikalien, Halbedelmetallen, Industriemetallen, Halbfertigfabrikaten, hochwertiger Kohle (Deutschland deckt 11 % seines Energiebedarfs mit russischer Steinkohle), und hin zu direkten Investitionen im Ausland ab. Natürlich spielen auch Waffenverkäufe eine erhebliche Rolle, zuletzt wurden Länder wie Iran, Türkei und Syrien und China beliefert. Die Qualität russischer Rüstungsgüter scheint jedenfalls zu überzeugen. Auch der Verkauf von Atomkraftwerken (zuletzt an die Türkei) scheint gut zu laufen. Nicht zu unterschätzen sind auch diverse Rekord-Ernten von Weizen, die auf den Weltmärkten die Konkurrenten Kanada, Australien und Amerika zurückdrängen.
Doch die grosse Stärke Moskaus wird eines Tages in seinen Goldvorräten bestehen. Neuere Schätzungen gehen sogar von 1800 Tonnen aus, die in den vergangenen 17 Jahren angehäuft wurden und über die Staatsbank wacht. Und Elvira kauft weiter, zusätzlich zur Eigenproduktion von mehreren hundert Tonnen pro Jahr. Washington droht allen Ländern mit dem Abschneiden von SWIFT, dem globalen Nervenzentrum für Finanzflüsse. Länder, die aufmucken, werden von SWIFT kurzerhand abgeschnitten und landen als Handelspartner schnell auf der Intensivstation. Doch die rührige Elvira meldete dem besorgten Putin nicht ohne Stolz: «Wir haben eine funktionierende Alternative zu SWIFT entwickelt.» Und sie setzt nach: «Ausserdem werden wir voll auf Blockchain-Technologie umstellen und damit operativ unabhängig von westlichen Banken werden.»
Sollte ein neuer Rubel, vielleicht mit Teil-Golddeckung, kommen, hätten wir unsere eigene Bitcoin, oder genauer «Putin-Coin». Wenn schon das angeblich so rückständige Land mit seiner laut Medien vernachlässigbaren Wirtschaft staatseigene Bitcoins erschafft und nonstopp Gold kauft, um vom wankendem Dollar unabhängig zu werden, wieviel mehr sollte der normale Bürger im Westen sich, soweit es die finanziellen Verhältnisse erlauben, etwas Gold und vor allem das spottbillige Silber erwerben? Wenn der schlafende russische Riese voll erwacht, sollte man diesen Erwachungsvorgang im Kleinen, und jeder für sich, unbedingt nachvollziehen. Vielleicht mausert sich Russland eines Tages sogar noch zu einem Einwanderungsland, es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte. Vielleicht gewinnt sogar die Börse in Moskau eines schönen morgens an Attraktion. Nach jahrzehntelanger Erholungspause wäre es endlich an der Zeit für eine Trendumkehr.
Das jährliche Petersburger Internationale Wirtschaftsforum gilt als Russlands Davos. Dort treffen sich alljährlich ungefähr 250 Konzernchefs aus 23 Ländern mit zusammen 12 Billionen $ im Hintergrund. Und man stellt auch schon mal den neuen Hoffnungsträger im Luftverkehr, die MS-21, vor, mit der Putin Airbus und Boeing weltweit Konkurrenz machen will. Und wo man ganz nebenbei verkündet, dass Russlands Wirtschaft wieder mit 2 % jährlich wächst. Das alles sieht nicht mehr nach einem kleinen schlammigen Hinterwasser der globalen Wirtschaft aus. Kein Zweifel, der russischen Wirtschaft geht es trotz aller Sanktionen und des gehässigen Medien-Zirkusses im Westen so gut, wie schon lange nicht mehr. Das in die Knie zwingen (durch brutale Sanktionen) ging als Schuss nach hinten los. Ausserdem spielt die rasch wachsende russische Kirche eine immer wichtigere Rolle. Putin und der Patriarch verstehen sich bestens. Weltmacht und die tragende Religion des Landes harmonieren optimal unter dem geinsamen Motto: «Nur das allerbeste für Mütterchen Russland!»
Von Kryptowährungen sollte man sich fernhalten. Zum einen steckt Bitcoin in einer Blase, wie unschwer zu erkennen ist, und alle Blasen platzen nun einmal. Zum anderen brauchen sie im Ernstfall Strom und Elektronik, um überhaupt zu funktionieren – da hilft auch die allerbeste Blockketten- Technologie nicht weiter. Zum dritten werden die Regierungen sich ihr wichtigstes Macht- und Kontrollinstrument niemals wegnehmen lassen, als da ist: Die monopolistische Erschaffung von Scheinwerten aus dem Nichts, mit denen man die Bevölkerung und die Wirtschaft, wie auch nützliche Kriege, mühelos finanzieren und das Staatswesen lenken und beherrschen kann. Bitcoins sind ebenfalls durch keine realen Werte, wie Gold oder Silber, gedeckt. Entweder wird Krypto verboten, wie derzeit in China, oder man entwickelt als Ersatz für das fiat-müde Volk eine eigene regierungkonforme Kryptowährung wie derzeit in Russland (Ethereum und der kommende Krypto-Rubel). Bleibt nach wie vor als beste Ausweichmöglichkeit das superbillige und seit Jahrtausenden bestens bewährte Silber. Dieses wird in keiner Krisensituation und in keiner Liquiditätskrise versagen, wie es noch niemals in der Geschichte der Menschheit versagt hat.
Geschätzte Leser, wenn Sie mehr zu dieser Thematik mit besonderer Berücksichtigung von Edelmetallen wissen wollen, vertiefen Sie sich in mein neuestes Buch GOLD SILBER! JETZT, erschienen im Osiris Verlag, Alte Passauer Str. 28, D-942894 Schönberg, oder Bestellung via Email: info(at)osirisbuch.de oder per Telefon: 08554 942894. Herrn Gerschitz von eben diesem Verlag, wie auch meiner Frau, ein grosses Dankeschön für die organisatorischen Hilfen.
Mit freundlichen Grüssen,
Hans J. Bocker
© Prof. Hans-Jürgen Bocker
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Bildquellen: Titelbild, Yellen/Nabiullina